Tanz
"Das Narrativ des Tanzes unterscheidet sich sehr vom Narrativ eines Films, eines Theaterstücks oder einer Oper. Für mich ergibt sich das Narrativ des Tanzes aus Textur, Dynamik, Geschwindigkeit, Volumen, Übertreibung, Untertreibung, Organisation, Explosivität, Kraft, Zartheit."
/ Ohad Naharin (geb. 1952 )
Unruhestifter
"…das Bildungssystem ist sehr stark darauf ausgerichtet, Konformität und Gehorsam zu belohnen; wenn man das nicht tut, ist man ein Unruhestifter. Es ist also eine Art Filtervorrichtung, bei der am Ende Menschen dastehen, die wirklich aufrichtig (sie lügen nicht) das Glaubensgerüst und die Einstellungen des sie umgebenden Machtsystems in der Gesellschaft verinnerlichen."
/ Noam Chomsky (geb. 1928), "What Makes Mainstream Media Mainstream" / Z Magazine, October, 1997
Skandal und Provokation
"Steril, heutzutage, und töricht ist die Polemik derer, die ein Experiment für fehlgeschlagen halten, nur weil es als normal akzeptiert wurde:
dies bedeutet eine Rückkehr zur abgetragenen Utopie des frühen Avantgardismus… man sollte vielleicht jenen Hintergedanken aufgeben,
jeder Skandal sei eine Garantie für den Wert des Werks, das ihn verursachte. Man sollte vielleicht die Dichotomie zwischen "populären" und "provokativen" Werken überdenken…
Ich glaube, man könnte revolutionäre und anfechtende Elemente auch in Werken finden, die sich scheinbar leicht konsumieren lassen, und genauso könnte man feststellen,
dass bestimmte Werke, die provokativ wirken und das Publikum immer noch in Rage versetzen, in Wirklichkeit gar nichts infrage stellen."
/ Umberto Eco (1932 – 2016), Nachwort "Der Name der Rose"
Kunst
"Es gibt ein Kunstgesetz, das ewig ist: wir wollen nicht gelangweilt werden."
/ Kurt Tucholsky (1890 – 1935)
Kommunikation
"...da ist dieser Mythos, dass wir einander kennen können. Das habe ich nie wirklich geglaubt.
Und doch glaube ich sehr an den Versuch, mit dem Einander-Nicht-Kennen wenigstens zu verhandeln.
Und ich glaube sehr an die Bestrebung zu kommunizieren.
Aber irgendwie gehe ich davon aus, dass Sprachunfähigkeit die Norm ist,
und alles, was wir können, ist, uns gegenseitig im Dunkeln angrunzen, eigentlich."
/ Tilda Swinton (geb. 1960),
interviewt
von David Schwartz
Musik
"Musik ist keine Sprache, es ist nicht ihre Aufgabe, mit ihren Tönen irgendwelche Bedeutungsinhalte auszudrücken.
Musik steht für sich, sie weist nicht über sich hinaus."
/ Iannis Xenakis (1922 – 2001), aus "Balint Andras Varga, Conversations with Iannis Xenakis 1980 – 1989, 1. Teil (1980)"
Malerei
"Wenn du es mit Worten sagen könntest, gäbe es keinen Grund, es zu malen."
/ Edward Hopper (1882 – 1967)
Tanz
"Wenn ich dir sagen könnte, was es bedeutet, wäre es sinnlos, es zu tanzen."
/ Isadora Duncan (1877 – 1927)
Text
"Verlässt man sich auf Wörter … so führen die Wörter zu einer gewissen Wahrheit – vielleicht auch zu einer gewissen Unwarheit –, aber sicher nicht zur ganzen Wahrheit."
/ Douglas R. Hofstadter (geb. 1945), "Gödel Escher Bach", 1979
"Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen."
/ Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951)
Pseudointellektualismus
"Fantasielose, engstirnige Geiste. Intoleranz, von der Realität abgeschnittene Theorien, leere Terminologie, usurpierte Ideale,
inflexible Systeme.
Das sind die Sachen, die mir wirklich Angst machen.
Wovor ich mich absolut fürchte und was ich absolut verachte."
/ Haruki Murakami (geb. 1949), "Kafka am Strand", 2003
Disziplin
"...Denn Disziplin ist das Flussbett, wodurch unsere Taten stark und tief fließen; dort, wo keine Richtung ist, fließen des Menschen Taten seicht, und irren umher, und schwinden dahin."
/ Ursula Le Guin (geb. 1929), "Das ferne Ufer" ("The Farthest Shore"), 1973
Fantasie
"– |
Mehr wundervoll, als wahr... Verliebte
Sind hierin den Verrückten ähnlich; beide
Mit so erhitztem Hirn, so schöpferischer
Einbildungskraft begabt, sich vorzustellen,
Was ruhige Vernunft nicht fassen kann.
...
und wie die Phantasie Gedanken
Von unbekannten Dingen ausgebiert,
So bildet sie Des Dichters Kiel, und giebt dem lüft’gen Unding
Verbindung, Ort und Zeit, und einen Namen.
...
|
– |
Doch diese ganze lange Nachtgeschichte
Mit ihren Folgen, dieser wunderbaren
Verwandlung ihrer Seelen, zeugt von mehr
Als Dichtungen und Phantasie, und wächst
Zu etwas, das zusammenhängend ist;
Und doch darum nicht minder unbegreiflich."
|
/ William Shakespeare (1564 – 1616), aus "Ein Sommernachtstraum", Eschenburg-Übersetzung (1778)
" 'Es gibt nichts Besseres, als sich andere Welten vorzustellen', erklärte er, 'um zu vergessen, wie leidvoll die ist, in der wir leben. So jedenfalls dachte ich damals. Ich hatte noch nicht begriffen, dass man, wenn man sich andere Welten vorstellt, am Ende auch diese verändert.' "
/ Umberto Eco (1932 – 2016), "Baudolino", 2000
"Das Einzige, was ein Kunstwerk kann, ist die Sehnsucht wecken nach einem anderen Zustand der Welt. Und diese Sehnsucht ist revolutionär."
/ Heiner Müller (1929 – 1995)
" – | 'Sag mir eins noch', sagte Harry. 'Ist das real? Oder findet alles hier in meinem Kopf statt?' ... |
– | 'Natürlich findet das in deinem Kopf statt, Harry, aber warum in aller Welt sollte das heißen, dass es nicht real ist?' " |
/ J. K. Rowling (geb. 1965), "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" ("Harry Potter and the Deathly Hallows"), 2007
Gleichgewicht
" – | Und du,... was suchst du? |
– | Ich suche das Gleichgewicht. |
– | Hast du es denn verloren? Hast du's besessen? |
– | Es ist mein Beruf, es immerfort zu verlieren, um es immerfort neu zu gewinnen. Man nennt das Tanzen." |
/ Michael Ende (1929 – 1995), "Der Spiegel im Spiegel", 1984