AQUA
Das Wasser wogt, das Wasser schwillt
Sächsische Zeitung
19.01.2015
Gabriele Gorgas
Die Tanzcompany von Gerhart-Hauptmann-Theater inspiriert das Publikum mit dem neuen Stück „Aqua“.
Dass sich Tanz und Wasser spannungsreich verbinden können, ist beileibe keine neue Erfahrung. Und auch die Tanzcompany vom Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau hat damit beispielsweise in der Choreografie von Wagner Moreiras 2012 bei „Bach bewegt“ schon sachte Erfahrungen gemacht.
Bei der Premiere von „Aqua“ am Wochenende im Theater Görlitz ist Wasser allgegenwärtig. Und die beiden Chefs der Company, die Choreografen und Tänzer Dan Pelleg und Marko E. Weigert haben es mit allen gemeinsam geschafft, sich dem Quell des Lebens so hingebungsvoll zuzuordnen, dass es ein lustvolles, liebendes, staunendes Spiel ist. Wo die Ideen nur so sprudeln, Zweikämpfe oder auch ein genüssliches Planschen, eine Wasserkunstshow wie ebenso eine gewitzt quietschende Entchen-Parade dazugehören. Und eben diese feucht-fröhliche Reinigungskraft, welche geradezu ansteckend ist mit ihrem Frohsinn. Als verrückte Besonderheit erweist sich im fabulierenden Bühnenbild von Britta Bremer jene über der Wasserfläche aufgehängte Badewanne. Die sowohl Domizil ist wie auch Asyl bietet und einen Unterblick auf das scheinbar schwimmende, schwingende Objekt ermöglicht. In besagter Fülle erscheint es keinesfalls als plakativ, wenn zum Schluss ein sich dem Wasser hingebendes Paar plötzlich von der durchscheinenden Wand von Plastikflaschen überflutet wird. Und die beiden sind quasi als Geschöpfe des Wassers wie auch das Publikum mit diesem Strandgut konfrontiert. Das ist ein von Anfang an schlüssig aufgebautes Geschehen, mit einem Angler, der mühsam als Trockenübung die Flaschen herausfischt und sie kurios mit Einsatz des Körpers zu transportieren sucht. Und zwingend ist letztlich die Assoziation, für das Wasser auch Verantwortung zu übernehmen.
Die Bewegungssprache des Abends wirkt wie ebenso in anderen Stücken von Pelleg/¬Weigert aufreibend sportlich und aktionsreich. Was bei „Aqua“ kein Nachteil ist, wenn auch manche Szenen noch etwas dichter und gestraffter sein könnten. Doch am Ende fügen sich die miteinander verquickten, erzählerisch vielseitigen Geschichten zu einem schlüssigen Ganzen. Und das weiß auch das Publikum zu schätzen, feiert die Company mit viel, viel Applaus, ist deutlich stolz auf eine so kraftvolle Schar, die sich wahrhaft hingebungsvoll im Wasser mit dem Leben befasst.
Nicht von ungefähr ist im Programmheft Thales von Milet zitiert: „Das Prinzip aller Dinge ist Wasser; aus Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles zurück.“