Verträumte Elfenwesen schweben durch die Sophiensaele
Tanztheater
Die Welt ist wie ein Pappkarton, stets wandelbar, voller Überraschungen, Brechungen und Irrungen. Ein Universum, das in all seiner Sperrigkeit märchenhaft poetisch sein kann, wenn man es nur zulässt. Und dass der zuschauende Mensch ab und an solch Traumzustände braucht, bewies die jüngste Kreation der wee dance company «Schmetterlingsdefekt». Mit großem Beifall, standing ovations und weißen Lilien - sehr passend - feierte das Publikum der Sophiensaele die tänzerische Suche zwischen dem ordentlichen Chaos und der chaotischen Ordnung.
Diesmal trat das charmante Berliner Trio nicht in gewohnter Formation auf. Die Amerikanerin Summer Ulrickson fungierte «nur» als Beraterin, während ihre zwei Kompagnons Dan Pelleg und Marko E. Weigert mit drei neuen Tänzerinnen eine Art surrealistisches Wunderland zauberten, in dem hochfliegende Träume immer wieder von einer niederschmetternden Ordnung gebrochen werden. Ein Abend voller Charme, auch wenn die Musik großteils zu symbolträchtig ist, manche Bilder doch recht nah an der Kitschgrenze sind und alles etwas zu lange geht.
Die Bühne ist ein riesiger Pappkarton mit Öffnungen und Verschiebungen. Inmitten dieser fragilen Struktur lassen sich die Tänzer zu Tönen, die an Luna Papa, skandinavische Naturlieder oder an einen rockigen Tarkan erinnern, treiben. Man könnte sie beinahe als verträumte Elfenwesen bezeichnen, die sich in einer Art Liebestaumel umschlingenden Akrobatikkünsten hingeben, mit schwangerem Bauch rollend einen Fruchtbarkeitstanz aufführen oder auf einem hohen Kasten umherwippen, während ein Goldfischchen im Wasserbeutel umhergetragen wird. Nun sind sie aber keine Schmetterlinge und das schönste Gefühl bekommt immer wieder einen Knacks. So bestimmt eine Autopilotstimme aus dem Off die Richtung des Tanzes, wird der Bewegungslauf gebrochen, bleibt einer im Chaos allein. Trotzdem, für eine Sommernacht ist dieser Schmetterlingsdefekt perfekt.
Sophiensaele, Festsaal, Sophienstr. 18, Mitte. Tel.: 2 83 52 66. 27. - 30. Juli, 2. - 4. August. 21 Uhr. 13, erm. 8 Euro