Juli 2011, Berliner Zeitung
Der Berliner Kai Grehn hat im Jahr 2005 versucht, die Vielschichtigkeit von Jabès‘ „Buch der Fragen“ in einem 60-minütigen Hörspiel zumindest ansatzweise umzusetzen. (…) Nun wagt er einen ungewöhnlichen Versuch: Er erweitert sein Hörspiel um Gesang, Tanz und Lesung. So lässt er Otto Mellies in die Rolle Jabès‘ schlüpfen und ein Interview nachstellen, das der New Yorker Schriftsteller Paul Auster 1979 mit dem von ihm verehrten Kollegen geführt hat. Das Konzept seiner Hör-Sprech-Gesangs-Tanzinszenierung: Jabès bleibt sich seinem Prinzip treu, beantwortet Fragen seinerseits mit Fragen, erleuchtet aber auch den biografischen Hintergrund und prägende Stationen im Leben des Sprachabsolutisten. A capella auf Deutsch und Hebräisch gesungene Vertonungen von Jabès-Aphorismen reagieren auf Gesänge im Hörspiel. Tanzminiaturen, die von der wee dance company für dieses Projekt entwickelt wurden, lassen wiederum das Schweigen, einer der zentralen Begriffe im „Buch der Fragen“, sinnlich werden und schaffen zugleich Raum und Atempausen, um das Gehörte zu verarbeiten.