Tanz im Spiegel der Wegwerfgesellschaft
Mit »DE FESCHE MODE« wagt sich die Tanzcompany am Gerhart-Hauptmann-Theater auf den Laufsteg
Dresdner Neueste Nachrichten,
29.01.2020,
Andreas Herrmann
(…) Nun ist das Thema Mode Mode, das einerseits als witzige Geschichtsstunde mit den Kostümen von Ausstatter Markus Pysall den Rahmen setzt, andererseits in dem von Dan Pelleg und Marko E. Weigert choreografierten Abend immer wieder ambivalent die gesellschaftlichen Zwänge per Normierung oder Klassifizierung durch Kleidung zeigt. (…)
(…) Dabei steht bereits am Anfang das beste wie praktischste Kostüm: barfüßige Jugend in weißen T-Shirts und blauen Jeans, locker auf dem langen Laufsteg – schon das eine Spitze gegen die affektierte Branche. (…)
(…) Auch der Tanz in Ritterrüstung oder eine Schuhlöffel-Samurainummer mit Harrison Claxton, Francisco Martínez García, Rafail Boumpoucheropoulos und Lorenzo Rispolano, teilweise im Pyjamamodus, sorgen für Erheiterung, während das Korsett von Marianne Reynaudi oder der Lotus-Schuh mit Nami Miwa als Zwang drastisch bleiben. (…)
(…) Ganz zum Schluss folgt dann der große Depeche-Mode-Block – bei »Just Can’t Get Enough« treten Amit Abend und Mami Kawabata, die zuvor per Makkaroni-Kleid eine Anspielung auf Lady Gagas Rindfleischkostüm wagte, zwei Damen in immer größeren Hüten gegeneinander an. (…)
(…) Unglaublich, wie Chefchoreograf Dan Pelleg – der ebenso wie Tanzdirektor Marko E. Weigert mindestens wechselseitig in den Produktionen aktiv bleibt – immer noch behände mitwirbelt. Große, sich einprägende Bilder entstehen immer wieder – und werden in Windeseile in die nächste Sequenz überführt. Die Tänzer in ihrer Dynamik meistern jeden Umbau, wie gewohnt von einer eigens zusammengestellten flüssigen Soundcollage (Pelleg) und herausragendem Lichtdesign (Weigert) getrieben. (…)
(…) Nach zwei Stunden samt einer Pause ist die simple wie perfekte Ausgangslage – barfuß, weiße T-Shirts, blaue Jeans bei »Personal Jesus« (als Version von Shefita) – unter großem Premierenjubel wieder hergestellt. (…)