Schmetterlinge im Bauch
Beim Tanz, wie in der Liebe, wenn einem eine Sache im Bauch kribbelt, braucht sie keine Erklärungen
Reʻu Huzhartem, ISRAEL 19.02.2014, Gal Barkan
Und dann gingʻs los: sieben schwarzgekleidete Tänzer, riesige Kartonkisten und eine Kreativität, die kein Ende nimmt. Der Atem stockt einem vor lauter Schönheit. In den letzten Jahren habe ich den Eindruck bekommen, dass Schönheit im Bühnentanz fallengelassen wurde zugunsten des Ehrgeizes verschieden, anders, originell zu sein, etwas zu sein, das kein Anderer schon vorher erdacht hat, etwas, was dem Publikum einen Schlag ins Gesicht versetzt. Die Musik wird disharmonisch, die Bewegungen gebrochen.
Dan und Marko versuchen das nicht. Sie sind Genies der Schönheit und Ästhetik und aus diesem Fehlen an Anmaßung entsteht doch etwas Verschiedenes, Anderes, Originelles, in einer unbeschreiblichen Vielfalt an Wegen. Man muss es sehen, um es zu verstehen. Wenn ich das Thema des Stückes beschreiben müsste, ohne die Stückbeschreibungen zu beachten, würde ich sagen, dass es dabei um das menschliche Geflecht, um die Zweisamkeit, das einer-in-der-Gruppe-Sein und das gegen-die-Gruppe-Sein geht. Ihre Tänzer haben Spaß - stetig. Sie spielen, lachen, sprechen - all das ohne im Geringsten die technische Perfektion des Tanzens zu schmälern, die teils hochkomplex ist (nicht nur dadurch, dass die Kisten im Stück miteinbezogen werden).
In einem Duett eines Tänzers und einer Tänzerin in einem für sie gebauten Kartonhaus habe ich fast geweint. Ich verrate nicht, warum - geht und schaut es euch an. Woanders habe ich gelacht, und mein Herz - das musste die ganze Zeit Überstunden absolvieren.