Beim Betreten des Goldenen Saals im Tacheles stellt sich die Frage: Beginnt hier gleich das neue Stück der wee dance company, mit dem sie ihr zehnjähriges Bühnenjubiläum begeht oder kommt erst mal die Feuerwehr? Dichter Nebel hüllt Bühne und Zuschauerränge ein. Das Licht geht aus, Scheinwerfer durchschneiden langsam aus der Tiefe des Raums kommend die opake Szenerie. Sieben Tänzer, drei Männer und vier Frauen finden sich zu Paaren und streben wieder auseinander in einem rätselhaften Niemandsland. Die wee dance company hat über die Jahre hinweg eher Abstand zu dem auf Berliner Bühnen allgegenwärtigen Konzepttanz gehalten. Die Truppe um die Gründer Dan Pelleg und Marko E. Weigert hängt vor allem dem Tanz in seiner puren Form nach. „Schwarz, ohne Zucker“ kommt ohne Storyline aus und transportiert dennoch messerscharf Bedeutung, etwa wenn Anziehung und Abstoßung zwischen Menschen in intensiven Duetten ausgetestet werden. Die Musik ist eine echte Verbündete der Tänzer, als puckernder Elektrosound, als eingängiger Gitarrenteppich oder als Barockmotiv. Ein Markenzeichen der Company sind die präzise choreografierten Gruppensequenzen. In diesem Stück unterläuft mal der eine, mal die andere die Harmonie, indem sie für Momente als unkontrolliert zuckende Figuren aus der Gruppe ausbrechen – ein Zeichen dafür, dass unter der Oberfläche noch eine andere Ebene und eine andere Wahrheit verborgen liegen. „Schwarz, ohne Zucker“ mag auf das Prinzip anspielen, pur und unverfälscht sein zu wollen. Man wünscht der Company weiterhin diesen Draht zum Essentiellen